REPERTOIRE
Es gibt einen reichen Schatz an Liedern und Instrumentalstücken, die noch von unseren Eltern und Großeltern als musikalisches Allgemeingut („Volksmusik“) betrachtet wurden und die heute in Archiven schlummern. Es handelt sich um Tanzmusik und um Lieder, die die universellen Themen wie Jahreszeiten, Feiern/Feste, Liebe, Krieg, Auswanderung und Tod umspannen und damit auch das kollektive Gedächtnis unserer Vorfahren bilden. Manche dieser Lieder wurden bekanntlich in der NS-Zeit für politische und Propagandazwecke missbraucht, was den Umgang damit für die kommenden Generationen erheblich überschattet hat. Die Darstellung von Volksmusik in den Medien als „Heile-Welt“-Idyll mit Schlagertexten trägt ebenfalls mit dazu bei, dass dieser Musik der Stempel „Unterhaltungsmusik“ aufgedrückt und sie in professionellen Kreisen belächelt wird.
Dass es auch anders geht, zeigen fast alle unsere europäischen Nachbarländer, die zumeist einen positiven und kreativ-lebendigen Umgang mit ihrer Folklore pflegen. Dort gibt es „Folk und Trad“ in Musikschulen, es gibt Sommercamps, bei denen sich Hunderte von Jugendlichen zum Musizieren treffen, es gibt Studiengänge und gibt exzellente junge Profimusiker*innen mit Vorbildfunktion, die an ihren Instrumenten auf Augenhöhe mit prominenten Kolleg*innen aus Klassik und Jazz agieren.
Auch hierzulande muss diese Musik dringend von einer neuen Generation in spannenden und kreativen Arrangements zu neuem Leben erweckt werden, bevor sie für immer in Vergessenheit gerät. Die überlieferten Musikstücke waren der musikalische Nährboden für weltberühmte Komponisten wie Bach, Telemann oder Beethoven und sind Zeitzeugnisse, die den Erfahrungsschatz vergangener Generationen abbilden.
Die traditionelle Musik bietet ideale Grundvoraussetzungen für ein Gemeinschaftserlebnis, da hier das Zusammenspiel eher im Vordergrund steht als eine solistische Performance – auch wenn es dafür ebenfalls Raum gibt.